Willkommen und Abschied (1789)
Autor : Johann Wolfgang von Goethe
Epoche : Sturm und Drang / Geniezeit
Strophen : 4, Verse: 32
Verse pro Strophe : 1-8, 2-8, 3-8, 4-8
Wörter : 185
Sätze : 11
Es schlug mein Herz, geschwind zu Pferde!
Es war getan fast eh gedacht.
Der Abend wiegte schon die Erde,
Und an den Bergen hing die Nacht;
Schon stand im Nebelkleid die Eiche,
Ein aufgetürmter Riese da,
Wo Finsternis aus dem Gesträuche
Mit hundert schwarzen Augen sah.
Der Mond von einem Wolkenhügel
Sah kläglich aus dem Duft hervor,
Die winde schwangen leise Flügel,
Umsausten schauerlich mein Ohr,
Die Nacht schuf tausend Ungeheuer,
Doch frisch und fröhlich war mein Mut;
In meinen Adern welches Feuer!
In meinen Herzen welche Glut!
Dich sah ich, und die milde Freude
Floß von dem süßen Blick auf mich;
Ganz war mein Herz an deiner Seite
Und jeder Atemzug für dich,
Ein rosafarbenes Frühlingswetter
Umgab das liebliche Gesicht,
Und Zärtlichkeit für mich - ihr Götter!
Ich hofft es, ich verdient es nicht!
Doch, ach schon mit der Morgensonne
Verengt der Abschied mir das Herz:
In deinen Küssen welche Wonne!
In deinem Auge welcher Schmerz!
Ich ging und du standst und sahst zu Erden,
Und sahst mir nach mit nassen Blick:
Und doch welch Glück geliebt zu werden!
Und lieben, Götter, welch ein Glück.
Inhaltsangabe, Gedichtanalyse und Interpretation
Elemente von Lyrik
1. Schriftbild und Satzbau
- Dieses Gedicht wird in der echten Verse geschrieben.
- Dieses Gedicht besteht aus 4 Strophen, die jeweils aus 8 Versen bestehen.
- Paarige Strophe : Die Strophe hat immer Zeile, deren Anzahl der Zeile durch zwei geteilt werden können.
2. Rhytmus und Klang
- Das Gedicht besteht ausschließlich aus 4-hebigen jambischen Versen.
z.B : Es schlug mein Herz, geschwind zu Pferde!
- + - + - + - + -
- Auftakt: es gibt eine oder zwei Silbe vor der ersten Hebung im Vers.
- Zäsur
- Der Form von der Reimen ist reiner Reim.
- Alliteration, z.B „doch frisch und fröhlich war mein Mut“ (Z.14)
- Wortwiederholungen, z.B ,, In meinen Adern welches Feuer!(Z.15) In meinen Herzen welche Glut!(Z.16)“as
- Das Reimformen ist Schweifreim
3. Sprecher und Inhalt
- Die Sprechertype ist ein lyrisches Ich
- Die Sprechweise ist Gefühlsbezogenes Sprechen (Ich-Bezug)
- Die Inhalte werden in der bildhaften Lyrik darsgesellt.
- In diesem Gedicht geht es um das nächtliche Treffen des lyrischen Ichs mit seiner Geliebten.
4. Wörter und Bilder
- In Vers 1 ist das lyrische Ich auf dem Weg zu seiner Liebsten. Durch die Metapher „wo Finsternis aus dem Gesträuche mit hundert Augen sah“ (V.7-8) wird angedeutet dass er seine Geliebte nur heimlich treffen kann.
- In der ersten Strophe werden Personifikationen und Naturmetaphern zur Veranschaulichung des Rittes verwendet („schon stand im Nebelkleid die Eiche, ein aufgetürmter Riese”, Vers 5-6).
- Auch in der zweiten Strophe reitet das lyrische Ich zu seiner Geliebten, doch der Mond ist schon aufgegangen und alles wirkt schauerlich, was durch „umsausten schauerlich mein Ohr“ (V. 12) und „die Nacht schuf tausend Ungeheuer“ (V.13) deutlich wird. Dieses scheint das lyrische Ich jedoch nicht zu stören durch die Alliteration „doch frisch und fröhlich war mein Mut“ (Z.14) und die darauf folgende Anapher „In meinen Adern welches Feuer! In meinem Herzen welche Glut!“ (V. 15-16) wird dies gezeigt, das lässt den Reiter wie einen Lichtstrahl in der Finsternis wirken.
- Die dritte Strophe beginnt mit dem Zusammentreffen des Paares. So wird in den Versen 17 und 18 das Wechseln der ersten Blicke dargestellt. Die Freude der Frau springt auf das lyrische Ich über. Wie es durch den Ausdruck „[...] und die milde Freude floss von dem süßen Blick auf mich“ (Vers 17-18) deutlich wird. Die beiden Liebenden fühlen sich ganz miteinander verbunden, wie es in den Versen 19-20 deutlich wird. Das lyrische Ich ist verzaubert von dem Anblick seiner Geliebten (Verse 21-22).In den letzten beiden Versen der dritten Strophe wendet sich das lyrische Ich an die Götter und dankt ihnen, so geliebt zu werden. Er fühlt sich unwürdig solch eine hübsche Geliebte zu haben indem er sagt: „Ich hofft' es, ich verdient' es nicht“ (Vers 24).
- In der letzten Strophe kommt der Abschied, weil die Sonne schon aufgeht. Dieser Abschied fällt beiden sehr schwer, was vielleicht darauf deutet das der Abschied für längere Zeit ist. Sein Schmerz wird durch „verengt der Abschied mir das Herz“ (V.25) deutlich gemacht und ihr Schmerz durch die Anapher „In deinen Küssen welche Wonne! In deinem Auge welcher Schmerz“ (V.27-28). Als der Geliebte dann nach dem letzten Kuss weg reitet, steht seine Geliebte mit nassem Blick da und sieht zu Erde (V.29-30). Als er sie so da stehen sah sagte er: „Und doch, welch Glück geliebt zu werden! Und lieben, Götter, welch ein Glück“ (V.30-31) was zeigt das er trotz des Liebeskummers die Liebe als wunderschön sieht.
- In diesem Gedicht zeigt es nicht nur die schönen Seiten einer Beziehung oder der Liebe, sondern auch den Schmerz des Abschiedes.
- Das Gedicht ist ein typisches Gedicht aus der Epoche des Sturm und Dranges. Der Ritt des Reiters ist ein typisches Motiv aus dieser Epoche.
- Die Strophen Eins und Zwei stehen für den impulsiven, sehnsüchtigen, teils auch furchtvollen Weg des Lyrischen Ich zu seiner Geliebten, die Dritte Strophe erzählt die intime, romantische Begegnung der beiden Liebenden und die letzte Strophe berichtet von dem innigen, aber auch schmerzvollen Abschied.
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