- KATEGORIEN DES
SUBSTANTIVS
Die Substantive und substantivischen Pronomina sind durch Genus
(formal-grammatischer Natur), Numerus (syntaktisch), und Kasus (semantisch).
1.
Genus
· Natürliches Geschlecht
*Personenbezeinchnungen *Tiernamen
· Grammatisches Genus
*auf Grund der Bedeutungsgruppen sind:
- Maskulina
→ die
Bergnamen; die Namen der Spirituosen; die Namen der Jahreszeiten, Monate und
Wochentage
- Feminina
→ die
Namen der Zigarettensorten; die Namen der Bäume und vieler Blumen; die Schiffs-
und Flugzeugnamen
- Neutra
→ die
Namen von Hotels, Cafés und Kinos; die Namen der Kontinente, Länder, Inseln und Orte
*auf Grund der Form sind:
- Maskulina
@ Deverbativa mit Nullsuffix
→ der
Gang, der Sprung, der Betrieb
@ Substantiva auf –ig, -ling, (nach
Konsonant:) –s
→ der
Essig, der Zwilling, der Fuchs
@ Fremdwörter auf –ant, -är, -ent, -et, -eur, -ist, -loge, -or,-us
→ der
Millionär, der Athlet, der Artist
- Feminina
@ Deverbativa auf –t
→ die
Fahrt, die Last, die Schlacht
@ Die meisten Substantive auf –e
→ die
Liebe, die Rose, die Lampe
@ Substantive mit den Suffixen –ei,
-heit, -keit, -schaft, -ung
→ die
Bücherei, die Krankheit, die
Kleinigkeit
@ Fremdwörter auf –age, -ät, -anz, -enz, -ie, -ik, -ion, -ur
→ die
Etage, die Kopie, die Klinik
- Neutra
@ Diminutiva auf –chen und –lein
→ das
Häuschen, das Büchlein
@ Kollektiva mit Ge-
→ das
Gebirge, das Gerede, das Gebrüll
@ substantivierte Infinitive (auf
-en)
→ das
Sprechen, das Turnen
@ Fremdwörter auf –ett, il, -ma, -o, -(m)ent, -um
→ das
Kabinett, das Ventil, das Drama
@ die Mehrzahl der Substantive auf
–nis
→ das
Ereignis, das Ergebnis, das Gedächtnis
· Doppeltes Genus
- Schwankendes Genus (gleicher Form und Bedeutung, verschiedenem Genus)
→ der/die
Abscheu
der/das Bonbon
der/das Liter
- Homonyme (gleicher Form, verschiedene Bedeutung und Gneus)
→ der Morgen (Tageszeit) - das Morgen (Zukunft)
der Militär (Soldat) -
das Militär (Armee)
der Tau (Niederschlag) - das Tau (Seil)
2.
Numerus
· Singulariatantum
- Stoffnamen
→ Es
ist in der letzten Woche viel Schnee gefallen.
- Sammelnamen (Kollektiva)
→ Am
Abend brachten wir das Gepäck zum Bahnhof.
- Abstrakta
→ Er
arbeitet mit viel Fleiß.
- Eigennamen
→ Der
Schriftsteller Thomas Mann
- Körperteile und Kleidungsstücke
→ Sie
gaben sich die Hand.
· Pluraliatantum
- Geographische Bezeichnungen (Gebirge, Inselgruppen, Länder)
→ Alpen,
Bermudas, USA
- Personengruppen
→ Eltern,
Leute, Geschwister
- Zeitbegriffe (Zeitabschnitte)
→ Ferien,
Flitterwochen, Äonen
- Krankenheiten
→ Masern,
Pocken, Blattern
- Sammelbegriffe im Handel und in der Wirtschaft
→ Möbel, Naturalien, Lebensmittel
- Finanz
→ Aktiva,
Passiva, Kosten
- Begriffe des menschlichen Verhaltnis
→ Ränke,
Schliche, Umtriebe
- Sonstiges
→ Shorts,
Spaghetti, Wirren
3.
Kasus
· Wesen der Kasus
- Die Kasus dienen dazu, die Beziehungen des Substantivs zu anderen Elementen
im Satz mit Hilfe morphologischer Mittel zum Ausdruck zu bringen.
- reinen Kasus (ohne Präpositionen) und präpositionalen Kasus
→ Er
schreibt seinem Vater einen Brief. (R)
Er schreibt an seinem
Vater einen Brief. (P)
· Syntaktische Funktion der reinen Kasus
1.
Der Nominativ tritt in
folgenden syntaktischen Funktionen auf:
- Als 1. obligatorischer Aktant von 1-, 2-, 3-, und 4wertigen Verben
→ Die
Blume welkt.
Der Schüler liest das Buch.
Der Lehrer
legt das Buch auf den Tisch.
Der
Schrifsteller übersetzt das Buch aus dem Englischen
ins Deutsche.
- Als 2. obligatorischer Aktant von 2wertigen Verben
→ Der
Arzt wird Proffessor.
2.
Der Akkusativ tritt in
folgenden syntaktischen Fuktionen auf:
- als obligatoricher Aktant von 1-, 2-, 3-, und 4wertigen Verben:
→ Es
gibt eine richtige Lösung.
Er bekommt
einen Apfel.
- als fakultativer Aktant von 1-, 2-, 3-, und 4wertigen Verben:
→ Es
regnet Bindfäden.
Er schreibt dem
Freund einen Brief.
- als freie Angabe bei 0-, 1-, 2-, 3-, 4wertigen Verben:
→ Es
schneite den ganzen Tag.
Er schreibt
den ganzen Tag an seiner Dissertation.
- als obligatorischer Aktant eines Adjektivs:
→ Dieser
Versuch ist die Mühe wert.
- als obligatorischer/fakultativer Aktant eines 2wertigen Verbs und zugleich
als obligatoischer Aktant eines anderen 1- oder mehrwertigen Verb.
→ Er
hört den Arzt kommen
3.
der Dativ tritt in
folgenden syntaktischen Funktionen auf:
- als obligatorischer Aktant von 1-, 2-, und 3wertigen Verben:
→ Es
graut ihm.
Er begegnet
dem Freund.
- als fakultativer Aktant von 2-, 3- und 4wertigen Verben:
→ Sie
hilft dem Freund.
Er bietet dem
Freund eine Zigarette an.
- als freie Angabe bei 2-, 3-, und 4wertigen Verben:
→ Er
wäscht seinem Vater das Auto.
- als freie Angabe bei Substantiven:
→ Dem
Schüler schmerzt der Kopf.
- als obligatorischer Aktant eines Adjektivs:
→ Der
Schüler ist seinem Vater ähnlich.
- als fakultativer Aktant eines Adjektivs:
→ Er
ist dem Direktor bekannt.
4.
Der Genetiv tritt in folgenden
syntaktischen Funktionen auf:
- als obligatorischer Aktant von 2- und 3wertigen Verben:
→ Die
Hochwassergeschädigten bedürfen der Hilfe.
- als fakultativer Aktant von 2- und 3wertigen Verben:
→ Der
Schriftsteller erinnert sich der Feier.
- als freie Angabe bei 0-, 1-, 2-, 3-, und 4wertigen Verben:
→ Es
regnete des Abends.
- als obligatorischer Aktant eines Adjektivs:
→ Er
ist der Sorgen ledig.
- als fakultativer Aktant eines Adjektivs:
→ Er
ist sich der Verpflichtung bewußt.
- als fakultativer Aktant bei Substantiven:
→ Wir
warten auf den Besuch des Arztes.
- als freie Angabe bei beliebigen Substantiven:
→ Der
Vaterseines Freundes besuchte hn.
· Hierarchie der reinen Kasus N-A-D/G
1.
Subjektsnominativ
→ Du
bist ein fleißiger Schüler.
2.
Objektsakkusativ
→ Er
liest den Roman
→ Der Roman wird (von ihm) gelesen.
→ Die
Schneiderin näht der Mutter ein Kleid.
→ Die Schneiderin näht ein Kleid.
→ Er
schickt seinem Freund das Buch.
→ Das Schicken des Buches an seinem Freund.
· Satzgliedfunktionen der reinen Kasus
1.
Der Nominativ
- Als Subjekt:
→ Der
Arbeiter liest ein Buch.
- Als Prädikativ:
→ Er
ist Student.
- Als Apposition (=Gliedteil):
→ Herr
Müller, der Direktor der Fabrik, hat
eine neue Konzepten vorgelegt.
- Als außerhalb des Satzverbandes stehendes Glied, das dienen kann.
→ der
bloßen Benennung
~ einen schöner Mörgen ~
neue Häuser
→ dem
Anruf
~ Komm,
Vater! ~ Lieber
Freund!
2.
Der Akkusativ
- Als Objekt zum Verb:
→ Er
liest das Buch.
- Als Objekt zum Prädikativ (Adjektiv)
→ Die
Ware ist ihr Geld wert.
- Als Objektprädikativ
→ Er
schilt das Mädchen eine Lügnerin.
- Als lexikalischer Prädikatsteil
→ in
Gestalt eines Umstandsobjekts:
Der Tourist
fährt Auto.
→ in
Gestalt eines inneren Objekts (Akkusativ des Inhalts):
Er geht einen
schweren Gang.
- Als Adverbialbestimmung
→ Er
arbeitet jeden Tag.
- Als Apposition (=Gliedteil)
→ Der
Minister begrüß Herrn Müller, den Direktor der Fabrik.
3.
Der Dativ
- Als Objekt zum Verb:
→ Er
gibt dem Freund ein Buch.
- Als Objekt zum Prädikativ (Adjektiv):
→ Er
ist seiner Frau treu.
- Als sekundäres Satzglied in verschiedenen Arten:
@als possesiver Dativ (Pertinenzdativ)
→ mit Beziehung auf
das Subjekt:
Meinem Vater schmerzt der Kopf.
→ mit Beziehung auf das
Objekt:
Wir waschen uns die Hände.
→ mit Beziehung auf die Adverbialbestimmung:
Er sieht seiner Tochter in die Augen.
@als Träger-Dativ (Träger eines
Kleidungstucks):
→ mit Beziehung auf das
Subjekt:
Dem Jungen rutscht die Hose.
→ mit
Beziehung auf das Objekt:
Er
zieht ihr den Mantel an.
→ mit
Beziehung auf die Adverbialbestimmung:
Ich
trete ihm auf den Schuh.
@als Dativus commodi (Dativ des
Interesses, der Gefälligkeit):
→ Ich kaufe mir einen neuen Atlas.
@als Dativus incommodi
(Dativ des Gelingens/Mißlingens, der Verantwortlichkeit):
→ Dem
Gärtner sind die Blumen verwelkt.
@als Dativ des Zustandsträgers:
→ Dem
Schüler ist diese Zensur ein Trost.
@als Dativ des Maßtabs
(des Standpunkts):
→ Die
Zeit vergeht uns schnell.
@als etischer Dativ (der
emotionalen Anteilnahme):
→ Falle mir nicht.
- Als Apposition (=Gliedteil):
→ Der Lehrer antwortet
Herrn Müller, dem Direktor der Schule.
4.
Der Genetiv
- Als Objekt zum Verb:
→ Sie
gedachten der Toten.
- Als Objekt zum Prädikativ (Adjektiv):
→ Er
ist des Weges kundig.
- Als Prädikativ:
→ Der
Patient ist frohen Mutes.
- Als Adverbialbestimmung:
→ Er
besuchte uns eines Abends.
- Als attributiver Gliedteil:
→ Das
Haus seines Vaters wurde verkauft.
- Als Apposition (=Gliedteil):
→ Wir
erinnern uns Herrn Gröbners, des früheren Präsidenten der Akademie
· Semantische Funktionen der reinen Kasus
- Satzgliedfunktionen und semantische Funktionen
z.B:
→ Nominativ
als Subjekt
1)
Das Agens → Der Mieter stellt den Schrank auf.
2)
Das Patiens → Der Schrank wird aufgestellt.
3)
Das Identifizierte
→ Paris ist die Haupstadt Frankreichs.
4)
Das Eingeordnete →
Berlin ist eine Millionenstadt.
· Präpositionale Kasus
- Syntaktische Funktionen der präpositionalen Kasus
1)
als obligatorischer
Aktant von 1-, 2-, 3-, und 4wertigen Verben:
→ Berlin
liegt an den Spree.
2)
als fakultativer Aktant
von 2-, 3-, und 4wertigen Verben:
→ Die
Schneiderin arbeitet an einem Kleid.
3)
als freie Angabe bei 0-,
1-, 2-, 3-, und 4wertigen Verben:
→ Es
schneite in der Nacht.
4)
als fakultativer Aktant
eines Adjektivs:
→ Er
ist verärgert über den Unfall.
5)
als fakultativer Aktant
bei Substantiven:
→ Seine
Freude Freude die bestandene Prüfung beflügelte ihn.
6)
als freie Angabe bei
Substantiven:
→ Sein
Freund im Nachbarort ist gestorben.
- Präpositionale Kasus bei Substantiven (Rektion)
1)
Die begegnung {an/auf/unter/neben} der Brücke ← Präpositionalgruppe
2)
Die Hoffnung auf
baldige Genesung ← regierende Substantiv
↓_____↑
· Satzgliedfunktionen der präpositionalen Kasus
1)
als Subjektsprädikativ:
Er wird als ein Held
bezeichnet.
2)
als Objektsprädikativ:
Wir haben seine Worte für einen wesentlichen
Beitrag.
3)
als Objekt:
Er denkt an seine Kinder.
4)
als Objekt zum Prädikativ
(Adjektiv):
Kanada ist reich an Rohstoffen.
5)
als Adverbialbestimmung:
Der Schriftsteller wohnt in Rostock.
6)
als sekundäres Satzglied
zum Satz:
Er trägt für seine Mutter des Gepäck.
7)
als prädikatives
Attribut:
Er traf ihn im dunklen
Anzug.
8)
als attributiver
Gliedteil:
Die Freude über das erreichte Ziel hat ihm beflügelt.
Quelle:
Helbig, Gerhard
& Joachim Buscha. 1996. Deutsche
Grammatik: Ein Handbuch für den Ausländerunterricht. Leipzig, Berlin, München: Verlag Enzyklopädie
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